Deutschland im dreizehnten Jahrhundert.
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Schildesamt widmen sollte, erhielt zunächst als Edelknabe eine ritterliche Ausbildung in feiner, höfischer Sitte und in der Übung der Waffen; lesen und schreiben freilich lernte er selten. Als Knappe oder Edelknecht sodann begleitete er den Herrn in den Krieg, zur Fehde, zum Turnier, zur Jagd; wenn er sich ritterliche Art und Tugend angeeignet hatte, erhielt er, gewöhnlich im einundzwanzigsten Jahre, den Ritterschlag oder die Schwertleite. Damit nahm er eine Reihe von Pflichten auf sich: die Pflicht, sich immer gesittet und würdig zu benehmen, die Pflicht, Heldenmut und Todesverachtung zu beweisen, Treue zu üben gegen den Kaiser und den Lehnsherrn, die Kirche zu schützen, alle Armen und Bedrängten zu verteidigen, insbesondere immerdar den Frauen zu dienen und für sie einzutreten. Denn Frauendienst und Frauenverehrung sind besonders kennzeichnende Züge des Zeitalters; aus ihnen erwächst als herrliche Blüte die Minnedichtung.
Auch das Leben der vornehmen Frau war anders geworden, als Erliche es zu den Zeiten der Ottonen gewesen war. Höfische Bildung mußte sie besitzen, sorgsam festgestellte Anstandsregeln beobachten. Auch jetzt wurde ein großer Teil ihres Daseins von wirtschaftlichen Pflichten und feiner Handarbeit in Anspruch genommen. Gar manche ritterliche Dame aber besaß höhere Bildung als ihr Gatte und verstand wohl auch Latein, auch einige Kenntnis der Heilkunde wurde von der Frau erwartet. Eine der lieblichsten Gestalten der deutschen Geschichte ist die der heiligen Elisabeth, von deren hoher Frömmigkeit und Mildtätigkeit die Sage erzählt. Sie war eine ungarische Prinzessin. In großer Jugend wurde sie nach der Wartburg geführt; nachdem sie herangewachsen, wurde sie die Gattin des Landgrafen Ludwig von Thüringen. Nach dem Tode ihres Gemahls mußte sie die Wartburg verlassen. Sie starb unter frommen Bußübungen zu Marburg.
Auf den Burgen spielte sich großenteils das ritterliche Leben ab.
Wenn diese in der Ebene lagen, so umgab man sie mit einem tiefen, wasfer-gefüllten Graben. Wenn es aber möglich war, erbaute man sie auf Anhöhen, um sie leichter verteidigen zu können. Auf dem schmalen, steilen Burgweg erstieg man sie; über die Zugbrücke gelangte man in den Zwinger, einen von Befestigungen eingeschlossenen Hof, und dann erst durch das Haupttor der Burg in den Burghof. Da erhob sich der mächtige Burgturm, die letzte Zuflucht, falls die Burg vom Feinde erstürmt wurde; unter ihm befand sich das Burgverließ, der Kerker; zu den oberen Stockwerken führte nur eine Brücke oder Leiter, die man im Notfall wegnehmen konnte. Ferner lag im Burghof der Palas, welcher den großen Rittersaal und die Kemenaten, d. h. die mit Kaminen versehenen Frauengemächer, enthielt; an ihn schloß sich die
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Ludwig_von_Thüringen Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Marburg Burghof
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert.
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Schildesamt widmen sollte, erhielt zunächst als Edelknabe eine ritterliche Ausbildung in seiner, höfischer Sitte und in der Übung der Waffen; lesen und schreiben freilich lernte er selten. Als Knappe oder Edelknecht sodann begleitete er den Herrn in den Krieg, zur Fehde, zum Turnier, zur Jagd; wenn er sich ritterliche Art und Tugend angeeignet hatte, erhielt er, gewöhnlich im einundzwanzigsten Jahre, den Ritterschlag oder die Schwertleite. Damit nahm er eine Reihe von Pflichten auf sich: die Pflicht, sich immer gesittet und würdig zu benehmen, die Pflicht, Heldenmut und Todesverachtung zu beweisen, Treue zu üben gegen den Kaiser und den Lehnsherrn, die Kirche zu schützen, alle Armen und Bedrängten zu verteidigen, insbesondere immerdar den Frauen zu dienen und für sie einzutreten. Denn Frauendienst und Frauenverehrung sind besonders kennzeichnende Züge des Zeitalters; aus ihnen erwächst als herrliche Blüte die Minne-dichtung.
Auch das Leben der vornehmen Frau war anders geworden, als es zu den Zeiten der Ottonen gewesen war. Höfische Bildung mußte sie besitzen, sorgsam festgestellte Anstandsregeln beobachten. Auch jetzt wurde ein großer Teil ihres Daseins von wirtschaftlichen Pflichten und seiner Handarbeit in Anspruch genommen. Gar manche ritterliche Dame aber besaß höhere Bildung als ihr Gatte und verstand wohl auch Latein; auch einige Kenntnis der Heilkunde wurde von der Frau erwartet. Eine der lieblichsten Gestalten der deutschen Geschichte ist die der heiligen Elisabeth, von deren hoher Frömmigkeit und Mildtätigkeit die Sage erzählt. Sie war eine ungarische Prinzessin. In großer Jugend wurde sie nach der Wartburg geführt; nachdem sie herangewachsen, wurde sie die Gattin des Landgrasen Ludwig von Thüringen. Nach dem Tode ihres Gemahls mußte sie die Wartburg verlassen. Sie starb unter frommen Bußübungen zu Marburg.
Auf den Burgen spielte sich großenteils das ritterliche Leben ab. Wenn diese in der Ebene lagen, so umgab man sie mit einem tiefen, wasser-gefüllten Graben. Wenn es aber möglich war, erbaute man sie aus Anhöhen, um sie leichter verteidigen zu können. Auf dem schmalen, steilen Burgweg erstieg man sie; über die Zugbrücke gelangte man in den Zwinger, einen von Befestigungen eingeschlossenen Hof, und dann erst durch das Haupttor der Burg in den Burghof. Da erhob sich der mächtige Burgturm, die letzte Zuflucht, falls die Burg vom Feinde erstürmt wurde; unter ihm befand sich das Burgverließ, der Kerker; zu den oberen Stockwerken führte nur eine Brücke oder Leiter, die man im Notfall wegnehmen konnte. Ferner lag im Burghof der Palas, welcher den großen Rittersaal und die Kemenaten, d. h. die mit Kaminen versehenen Frauengemächer, enthielt; an ihn schloß sich die
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wohlgesinnten Römer eine Gesandtschaft an Kaiser Heinrich 111. und baten ihn, er möge die Ordnung in der Kirche wiederherstellen. Heinrich zog nach Italien und hielt in der Stadt Sntri eine Versammlung der deutschen und italienischen Bischöse ab. Diese Versammlung setzte die drei Päpste ab und wählte aus Heinrichs Empfehlung den frommen Bischof von Bamberg zum Oberhaupt der Kirche; er nannte sich Clemens 11. Nach Clemens 11. wurden noch vier deutsche Bischöfe der Reihe nach zu Päpsten gewählt, unter denen auch Leo Ix., ein Elsässer, war. Alle waren fromme Männer und sorgten eifrig für das Wohl der Kirche. Allein die Adeligen in Rom waren damit unzufrieden und erregten ans Habsucht und Herrschsucht viele Unruhen, durch welche die Ordnung der Kirche immer wieder in Gefahr gebracht wurde. Darum traf Papst Nikolaus 11. die Bestimmung, daß nur der Papst sein könne, der von den Kardinälen, d. h. den hohen Geistlichen zu Rom, gewählt werde.
Die deutschen Bischöfe in jenen Zeiten stammten aus den vornehmsten Adelsfamilien, und es gab unter ihnen selbst Söhne der deutschen Könige und Kaiser. Die Kaiser übertrugen ihnen aber auch die höchsten Staatsämter und machten sie zu Fürsten über große Landgebiete. Viele Bischöfe waren streitbare Herren und führten die Kriegsleute ihres Landes zum Kampfe. So geschah es, daß die hohen Kirchenämter häufig solchen Männern übertragen wurden, die in weltlichen Dingen sehr erfahren waren, aber wenig Neigung zum geistlichen Wandel hatten. Und weil die Bischofswürde Reichtum und weltliche Ehren gewährte, strebten viele Unwürdige darnach, durch Gunst und Bestechung der Hofleute, ja durch förmlichen Kauf in den Besitz von hohen Kirchenämtern zu kommen. Der Mißbrauch, daß man Kirchenämter um Geld erkaufte, wurde Simonie*) genannt und war von jeher in der Kirche unter schweren Strafen verboten.
In den Zeiten Kaiser Heinrichs Iii. war das Kloster Clüny in Burgund weitberühmt durch die Gelehrsamkeit und die Frömmigkeit feiner Mönche. Diese Männer strebten mit allem Eifer nach christlicher Vollkommenheit und verlangten, die Geistlichen und die weltlichen Leute sollten vor allem nach dem Reiche Gottes trachten. Ganz besonders forderten sie von den Geistlichen, daß sie das Beispiel der Tugend und Frömmigkeit geben und sich freihalten sollten vom Trachten nach irdischem Gut und weltlichen Ehren. Kaiser Heinrich Iii. war ein großer Freund der Mönche von Clüny und suchte ihren Rat und ihre Hilse, um die Sitten der Geistlichen zu verbessern.
*) Nach dem Zauberer Simon, Apostelgesch.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Clemens Leo_Ix. Leo_Ix. Nikolaus Heinrichs Heinrichs Heinrich_Iii Heinrich Clüny Simon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sntri Bamberg Rom Rom Burgund Apostelgesch
Männer. Sie zogen, nach Gauen und Stämmen in große Heerhaufen geordnet, von den Gaugrafen und Herzögen geführt, in den Kampf. Jeder Wehrmann hatte für Waffen, Roß und Lebensmittel selbst zu sorgen.
Nachdem durch den Einfluß des Lehenswesens der alte Heerbann verfallen war, trat an seine Stelle das Aufgebot der Vasallem Jeder Lehensmann war seinem Lehensherrn und alle Lehensherren bis hinauf zu den höchsten Reichsfürsten dem Kaiser zur Heerfolge verpflichtet.
Die Hauptstärke des Vasallenheeres war die gepanzerte Reiterei, die mit gefällten Speeren gegen den Feind ansprengte und wenn er durch den Stoß erschüttert war, mit Schwert und Streitkolben kämpfte.
Rittertum. Die Reiterei des Vasallenheeres bestand aus adeligen Lehensmännern und bildete mit der Zeit einen eigenen Stand, den Ritterstand. Die Pflichten des Ritters waren: ehrbarer Wandel, unverbrüchliche Treue gegen den Landesherrn, Tapferkeit, Befchütznng der Schwachen, besonders der Frauen und Waifen, Kamps gegen die Feinde des christlichen Glaubens. Ter junge Adelige wurde für den Ritterstand sorgfältig erzogen. Im siebenten Jahre wurde er einem angesehenen Ritter übergeben, dem er als Edelknabe diente, und der ihn in feiner Sitte und allen ritterlichen Künsten unterwies. Im vierzehnten Jahre wurde er Knappe und begleitete nunmehr seinen Herrn in den Krieg, zum Turnier, auf die Jagd; er führte thm das Roß vor, versorgte seine Waffen, schnallte ihm den Harnisch an und kämpfte anjeincr Seite, fortwährend darauf bedacht, dem Lehrmeister an ritterlicher Tugend und Ehrenhaftigkeit gleich zu werden. Im einund-zwanzigsten Jahre war die Lehrzeit beendet, und der Knappe wurde durch den Ritterschlag in den Stand der Ritter aufgenommen. Er bereitete sich durch Fasten, Wachen und Gebet auf die feierliche Handlung vor. In einer Kirche vor dem Altare wurde er mit der Waffenrüstung angetan und legte das Gelübde ab, die Pflichten eines christlichen Ritters treulich zu erfüllen. Hieraus wurden ihm die goldenen Sporen, das Abzeichen der Ritterwürde, angebunden, und der vornehmste der anwesenden Ritter gab ihm mit dem flachen Schwerte drei Schläge auf den Nacken und die Schulter. An diese Feier schlossen sich zu Ehren des jungen Ritters noch weltliche Festlichkeiten, Turnier, Festmahl und Tanz an.
Zur Pflege des ritterlichen Geistes dienten die Turniere. Diese waren Kampsspiele, die entweder von Fürsten, oder auch von ritterlichen Genossenschaften veranstaltet wurden. Die Kämpfer, zu Roß in voller Waffenrüstung, sprengten mit eingelegten Lanzen auf einander los, und wer den Gegner aus dem Sattel warf, gewann den Preis, den Turnierdank, der ihm von einer der zuschauenden Damen überreicht wurde. Dem Sieger verfielen auch Roß und Waffen des Besiegten, der sie jedoch um Geld auslösen konnte. Oft wurde bei den Turnieren auch mit dem Schwerte und dem Streitkolben gekämpft, und wiewohl das Turnier unrein friedlicher Wettstreit fein sollte, büßte mancher wackere Ritter dabei das Leben ein.
Nie Kirche. Der Süden Deutschlands war früher für das Christentum gewonnen als der Norden und Osten. Durch Karl den Großen wurden die Sachsen — oft mit Anwendung von Gewalt — bekehrt und in ihrem Gebiete die Bistümer Münster, Paderborn, Minden, Osnabrück, Hildesheim, Bremen, Verden und Halberstadt errichtet. Nach der Eroberung der von Slaven bewohnten Gebiete auf dem rechten Ufer der Elbe wurden das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen und Zeitz gestiftet. Alle diese Bistümer wurden mit großen Gütern ausgestattet. Die Kaiser übertrugen den Bischöfen und Erzbischösen auch wichtige Ämter mit großen Reichslehen. So wurden mit der Zeit die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, Bremen mächtige Reichsfürsten, die großen Einfluß auf die Geschicke des Reiches hatten.
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Extrahierte Personennamen: Wehrmann Kamps Karl Karl
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Iii. Die Zeit des Deutschen Reiches.
181.
unternahm, ging das stolze Fahrzeug, das bei Echterdingen in der Nhe von Stuttgart gelandet war, bei einem pltzlich ausbrechenden orkan-artigen Gewittersturm in Flammen auf. Das deutsche Volk aber brachte eine reiche Zeppelin-Spende" zusammen, die dem Grafen groartige Anlagen zum Bau von Luftschiffen ermglichte. Mit ihm wetteifern in der Konstruktion lenkbarer Luftschiffe am erfolgreichsten die deutschen Majore Gro und Parseval.
131. Das Leben der Frauen im neunzehnten Jahrhundert.
Als die Eigenproduktion blhte ( 115, 1) und noch keine Maschine der Nherin die Arbeit erleichterte, gab es fr die Hausfrau und die Tchter viel mehr in der Haushaltung zu tun als jetzt, und nur selteu konnten sie aus dem engen Kreise, an den ihre Ttigkeit gebunden war, einen tieferen Blick in das Getriebe der Welt tun. Die Umgestaltung des wirtschaftlichen Volkslebens aber rief auch im Leben der Frauen einen Umschwung hervor. Die Maschinen haben die Arbeit nicht ver-ringert, sie haben ihr nur eine andere Richtung gegeben, auch der Arbeit der Frauen. Die im Hause unntig gewordenen Arbeitskrfte muten sich ein anderes Feld suchen, teils aus eigenem Ttigkeitsdrang, teils weil die gesteigerten Lebensbedrfnisse viele Unverheiratete veranlaten, einen Erwerbsberuf zu ergreifen. So entstand um 1850 die Frauenfrage". Die Frauenbewegung" ging in ihren gesunden Richtungen darauf aus, dem weiblichen Geschlecht eine sorgfltigere Ausbildung und einen greren Wirkungskreis im Erwerbsleben zu verschaffen. Viele auf Erwerb angewiesene junge Mdchen finden seit dieser Zeit als Fabrik-arbeiterinnen ihr Auskommen; einem Mibrauch ihrer Kraft wehrte die soziale Gesetzgebung. Andere sehen wir in der Landwirtschaft, im Handels-gewerbe und in anderen Berufsarten ihr Brot verdienen.
Rasch wuchs die Zahl und Bedeutung der hheren Schulen fr das weibliche Geschlecht, der Fachschulen (Seminare, Handelsschulen, Gewerbeschulen u. a.) und derer, die eine erweiterte allgemeine Bildung erstrebten. Aus diesen ist die heutige Hhere Mdchenschule hervor-gegangen. Seitdem den Frauen das Universittsstudium offensteht, sind sie auch in gelehrten Berufen ttig. Gro ist die Zahl der Dichte-rinnen und Schriftstellerinnen, und manche von ihnen sind weltbekannt.
Die Vereinsttigkeit der Frauen hat bestndig zugenommen. Fort-bdungs- und Erwerbsvereine wurden gebildet; der erste war der aus den sechziger Jahren stammende Berliner Lette-Verein ( 126, 6,b). Noch viele andere Frauenvereine mit verschiedenen Zielen sind in fast allen Kultur-ftaaten entstanden. Stark vertreten sind die Arbeiterinnenvereine. Schon vor der staatlichen Einigung Deutschlands bildete sich der Allgemeine deutsche Frauenverein und in den neunziger Jahren der Bund deutscher Frauen-vereine, der dem Internationalen Bund der Frauenvereine angehrt.
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Deutschland im dreizehnten Jahrhundert.
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Schildesamt widmen sollte, erhielt zunchst als Edelknabe eine ritter-liche Ausbildung in feiner, hfischer Sitte und in der bung der Waffen; lesen und schreiben freilich lernte er selten. Als Knappe oder Edel-k n e ch t sodann begleitete er den Herrn in den Krieg, zur Fehde, zum Turnier, zur Jagd; wenn er sich ritterliche Art und Tugend angeeignet hatte, erhielt er, gewhnlich im einundzwanzigsten Jahre, den Ritterschlag oder die Schwertleite. Damit nahm er eine Reihe von Pflichten auf sich: die Pflicht, sich immer gesittet und wrdig zu benehmen, die Pflicht, Heldenmut und Todesverachtung zu beweisen, Treue zu den gegen den Kaiser und den Lehnsherrn, die Kirche zu schtzen, alle Armen und Bedrngten zu verteidigen, insbesondere immerdar den Frauen zu dienen und fr sie einzutreten. Denn Frauendienst und Frauenverehrung sind besonders kennzeichnende Zge des Zeitalters; aus ihnen erwchst als herrliche Blte die Minne-dichtung.
Auch das Leben der vornehmen Frau war anders geworden, als es zu den Zeiten der Dttonen gewesen war. Hfische Bildung mute sie besitzen, sorgsam festgestellte Anstandsregeln beobachten. Auch jetzt wurde ein groer Teil ihres Daseins von wirtschaftlichen Pflichten und feiner Hand-arbeit in Anspruch genommen. Gar manche ritterliche Dame aber besa hhere Bildung als ihr Gatte und verstand wohl auch Latein; auch einige Kenntnis der Heilkunde wurde von der Frau erwartet. Eine der lieblichsten Gestalten der deutschen Geschichte ist die der heiligen E lisab eth, von deren hoher Frmmigkeit und Mildttigkeit die Sage erzhlt. Sie war eine ungarische Prinzessin. In groer Jugend wurde sie nach der Wartburg gefhrt; nachdem sie herangewachsen, wurde sie die Gattin des Landgrafen Ludwig von Thringen. Nach dem Tode ihres Gemahls mute sie die Wart-brg verlassen. Sie starb unter frommen Bubungen zu Marburg.
Auf den Burgen spielte sich groenteils das ritterliche Leben ab. Die Wenn diese in der Ebene lagen, so umgab man sie mit einem tiefen, wasser-gefllten Graben. Wenn es aber mglich war, erbaute man sie auf An-hhen, um sie leichter verteidigen zu knnen. Auf dem schmalen, steilen Burg-weg erstieg man sie; der die Zugbrcke gelangte man in den Zwinger, einen von Befestigungen eingeschlossenen Hof, und dann erst durch das Haupttor der Burg in den Burghof. Da erhob sich der mchtige Burgturm, die letzte Zuflucht, falls die Burg vom Feinde erstrmt wurde; unter ihm befand sich das Burgverlie, der Kerker; zu den oberen Stockwerken fhrte nur eine ^ rucke oder Leiter, die man im Notfall wegnehmen konnte. Ferner lag im Burghof der Palas, welcher den groen Rittersaal und die Kemenaten, d. h. mit ^ammen versehenen Frauengemcher, enthielt; an ihn schlo sich die
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_Thringen Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Marburg Burghof
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Die Kurfürstin Katharina; Johann Sigismund. 115
waren die Meinungen getheilt, so entschied er selbstständig. Die Räthe erhielten theils baare Besoldung, theils Kost, Kleidung, Wohnung, Natural-Lieferungen und Entschädigungen für Reisekosten*).
Die Einrichtung Joachim Friedrich's ist die Grundlage der später unablässig verbesserten preußischen Verwaltung gewesen, welche dadurch mehr Einheit und Planmäßigkeit erhielt. Preußens Ruhm beruht außer der Kriegs-tüchtiakeit des Volkes und der allgemeinen Bildung vorzüglich auf der trefflichen Einrichtung der öffentlichen Verwaltung: das Verdienst der ersten Begründung derselben ist dem Kurfürsten Joachim Friedrich hoch anzurechnen.
Auch in jeder anderen Beziehung war derselbe auf das Wohl seiues Landes ernstlich bedacht, und es herrschte unter ihm der tiefste Friede und großer Wohlstand in den Marken. Ein bleibendes Denkmal seiner Fürsorge für geistige Bildung ist das Joachims thalsche Gymnasium. In dem Jagdschloß Joachimsthal gründete er nämlich eine sogenannte Fürstenschule, welche mit Ländereien und anderen Einnahmequellen reich ausgestattet wurde, und in welcher 120 theils adelige, theils bürgerliche Schüler frei erzogen werden sollten. In späteren Zeiten wurde die Anstalt nach Berlin verlegt, wo sie sich in blühendem Zustande noch jetzt befindet.
Die Kurfürstin Katharina stand als treulich sorgende Landesmutter ihrem Gemahl thätig zur Seite. Wie sehr sie alle seine Regierungssorgen theilte, geht aus mehreren ihrer noch vorhandenen Schreiben hervor. Vorzüglich aber war Katharina ein Muster ächt weiblicher Tugenden aus dem Throne; sie förderte ächte Frömmigkeit und leuchtete in edler Mildthätigkeit den Frauen des Landes voran. Sie ließ Erbauungsbücher drucken und vertheilte dieselben unter die Armen, welche sie in ihren Hütten selbst aufsuchte, um durch leibliche und geistliche Wohlthat das Elend derselben zu mildern. Um für ihre Armen reichere Mittel zu gewiuuen, legte sie bei Berlin große Kuhmelkereieu an, ließ die gewonnene Milch auf dem davon benannten „Molkenmarkt" verkaufen und verwandte den Ertrag besonders zur Gründung der noch heute bestehenden Schloßapotheke, wo dürftigen Kranken unentgeltlich Arzneimittel gereicht wurdeu. Ihr Name war unter dem Volke reich gesegnet.
Joachim Friedrich, von Natur schwächlich, hat nur zehn Jahre in Brandenburg regiert; er starb an einem Schlagflusse im Jahre 1608.
16. Der Kurfürst Johann Sigismund (1608 — 1619).
Johann Sigismund, des Vorigen Sohn, war ein Fürst voll Kraft und festen Willens. Seine Regierung fiel in eine Zeit, wo solche Eigenschaften in der That für das Wohl seines Volkes unentbehrlich waren; denn nach verschiedenen Seiten bedurfte es der Entschlossenheit und Umsicht eines tüchtigen Fürsten, um Brandenburg auf der Bahn der begonnenen Entwickelung nicht scheitern zu lassen. Die trüben Zeiten des dreißigjährigen Krieges, welcher ganz Deutschland tief zerrüttete und an den Rand des Abgrundes führte, brachen unter schlimmen Vorzeichen herein; die Lage der brandenburgischen
*) Stenzel, I. 358 ff.
8*
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Extrahierte Personennamen: Katharina;_Johann_Sigismund Johann Joachim_Friedrich's Joachim_Friedrich Friedrich Katharina Katharina Joachim_Friedrich Friedrich Johann_Sigismund_( Johann Johann_Sigismund Johann Stenzel
Extrahierte Ortsnamen: Joachims Joachimsthal Berlin Berlin Brandenburg Brandenburg Deutschland
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Einheimische an, sich an solchem Handel zu beteiligen. Zur Frderung des Handels dienten auch die kirchlichen Feste, namentlich in den Bischofstdten, da zu diesen eine groe Menschenmenge zusammenstrmte- So entstanden die Jahrmrkte oder Messen". In den neugegrndeten Seestdten an der Nord-und Ostsee, namentlich in Lbeck, begann jetzt der deutsche Seehandel, zu-nchst mit England und Skandinavien, aufzublhen. Durch die Kreuzzge entwickelte sich dann auch der Handel mit dem Morgenlande, der aber durch die Italiener vermittelt wurde.
2. Stnde. Zu den vollkommen Freien gehrten noch: die Fürsten (weltliche und geistliche), die Grafen, die Herren" (d. i. Freiherren) und die Schffenbar-Freien". Die letzteren aber wurden immer weniger zahlreich. Dagegen hatte sich, zwischen ihnen und den Herren" in der Mitte stehend, ein neuer Stand herausgebildet, der zu dieser Zeit eine hervorragende Bedeutung gewann: der R i t t e r st a n d. Er entstand dadurch, da die groen Lehenstrger des Reichs (Fürsten, Grafen, Freiherren) je nach der Gre ihres Lehens eine Anzahl berittener Kriegsknechte ins Feld stellen muten. Um diese jederzeit bereit zu haben, bertrugen sie Stcke ihres Lehens an solche (teils Freie, teils Unfreie), die zu diesem Dienste geeignet und bereit waren, die Ritter". Die Ritter standen in der Mitte zwischen dem hohen Adel und denjenigen Freien, denen das Kriegshandwerk nicht herkmmlich war, und bildeten den Anfang des niederen Adels. In den Kreuzzgen waren sie der Kern der Heere. Als eigener Stand schlssen sie sich allmhlich mehr und tnehr ab, namentlich durch die Turniere, zu welchen nur, wer von ritter-licher Herkunft (ritterbrtig) war und die Pflichten des Ritterstandes erfllte, zugelassen wurde. Diese Pflichten bestanden darin, da der Ritter seine Ehre unbefleckt erhielt, der Kirche gehorsam, dem Lehnsherrn treu, hold und ge-tvrtig war, die Schwachen und Bedrngten beschtzte und Hflichkeit gegen die Frauen beobachtete. Der Ritterstand hatte die drei Abstufungen des Edelknaben, des Knappen und des Ritters. Zu der Ritterwrde wurde der Knappe nach hinreichender Erprobung feiner Waffentchttgkett durch dm Ritterschlag erhoben. Die Ritterburgen, meist aus Berghhen, hatten als Hauptbestandteile den hohen Wartturm (Bergfried), das Herrenhaus (Palas) und das Frauenhaus (Kemenate).
Der Weg in die Burg fhrt zunchst zu dem Burggraben. der diesen fhrt die Zugbrcke, welche aufgezogen oder herabgelassen werden kann. Die Zugbrcke fuhrt zu dem ueren Burgthor, das sich in einem Thorturm oder zwischen zwei Trmen befindet. Der Durchgang kann durch das Fallgatter versperrt werden. An diesen Thorturm schlret sich zu beiden Seiten die uere Umfassungsmauer (der Zingel), die am oberen Rande mit Sinnen versehen und von Strecke zu Strecke durch Mauertrme verstrkt tst. Aus dem ueren Burgthor gelangt man in den ueren Hof: den Zwmger. der sich zwischen der ueren und inneren Ringmauer befindet und namentlich zu Waffenubungen diente. Aus
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Extrahierte Ortsnamen: Nord-und_Ostsee Lbeck England Skandinavien
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Bei ihrem Einzge in Berlin war ihre erste That, die Armen Berlins zu be-schenken. Diese erste That in der neuen Heimat blieb das leitende Prinzip ihres ganzen weiteren Lebens. Auch gewhrte sie, getreu den berlieferungen ihres vterlichen Hauses, den Knsten und Wissenschaften eine heimische Sttte. Am 18. Oktober 1831 schenkte sie ihrem hohen Gemahl einen Sohn, den Prinzen Friedrich Wilhelm (den nachmaligen Kaiser Friedrich Iii.), und am 3. De-zember 1838 eine Tochter, Prinzessin Luise, die jetzige Groherzogin von Baden. Soviel es anging, war die Mutter in der Nhe ihrer Kinder, und leitete nach guter Mtter Art selbst die Erziehung. Sie hielt sie vor allem zur Einfachheit, Gottesfurcht und Nchstenliebe an. Wenn die Prinzessin von Preußen, die Kaiserin Augusta, keinen anderen Ruhmestitel bese, als die Weise, wie sie ihre Kinder erzogen, so wre ihr schon damit der Dank, die Anerkennung des deutschen Volkes gesichert." Seit dem Jahre 1850 lebte die Prinzessin mit ihtem Gemahl, der zum Gouverneur der Rheinlande und Westfalens ernannt worden war, in Koblenz. Diese Stadt erfreute sich der ganz besonderen Gunst der hohen Frau; die schne Rheinanlage ist ihr Werk. Oft und gerne kehrte die sptere Kaiserin nach Koblenz zurck. Die Teil-nhme, die sie den Wohlthtigkeitsanstalten zuwendete, gewannen ihr die Gunst und die Liebe der Bevlkerung. Diesen Bestrebungen der Nchstenliebe blieb die hohe Frau auch spter in Berlin als Knigin und als Kaiserin treu. Die nun folgenden Kriege gaben ihr reichliche Gelegenheit, diese Gesinnung zu bethtigen. Um die Krankenpflege fr den Krieg einheitlich zu ordnen, stiftete sie das Central-Komitee fr freiwillige Krankenpflege. Im Jahre 1866 schuf sie den vaterlndischen Frauenverein, der nicht allein die Kranken und Verwundeten des Krieges pflegen, sondern auch im Frieden den Notleidenden aller Art Hilfe spenden sollte. Der deutsch-franzsische Krieg bot der Sa-mariterin auf dem Throne ein reiches Arbeitsfeld. Stets war sie bereit, mit den zahlreichen Vereinen, deren Mittelpunkt sie bildete, die Wunden des Krieges zu heilen. Auch nach dem Kriege, als die Kaiserkrone sie zierte, arbeitete sie rstig weiter an den Werken der Barmherzigkeit; daneben war sie stets bemht, die in Wissenschaft und Kunst hervorragenden Männer um sich zu versammeln. Am 7. Januar 1890 folgte die erste deutsche Kaiserin, die Wohlthterin der Menschheit, ihrem hohen Gemahl in die Ewigkeit nach. Ihre Werke der Barmherzigkeit und Nchstenliebe aber tragen fort und fort ihre Frchte.
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Die Kaiser Friedrich Iii. und Wilhelm H.
1. Kaiser Friedrich Iii., 9. Mrz bis 15. Juni 1888, der Sohn Wilhelms I., geboren 18. Oktober 1831, erklrte bei seinem Regie-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Luise Augusta Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm_H. Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Wilhelms_I. Wilhelms_I.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlins Baden Rheinlande Westfalens Koblenz Rheinanlage Koblenz Berlin
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Donaugebiet. Die Brgerschaft erwuchs aus den Dienstleuten des Bischofs. Den Hauptbestandteil bildeten die Handwerker; dazu kamen dann viele Land-bewohner, namentlich solche, die in die Städte flchteten, um sich der Be-drckung zu entziehen. Wenn es Unfreie waren, konnten sie zwar wenigstens im ersten Jahr von ihrem Herrn zurckgefordert werden. Aber all-mhlich drang der Grundsatz durch: Die Lust in den Stdten macht frei." So bildete sich in den Stdten, teils aus freien, teils aus unfreien Elementen, ein neuer Stand: der Brgerstand. Die Regierung der die Stadt fhrte zuerst ein von dem Stadtherrn (in der Regel einem Bischof) eingesetzter Rat". Spter erlangten allmhlich die Brger das Recht, sich selbst diesen Rat zu whlen, an dessen Spitze man einen (oder zwei) Brgermeister stellte.
Bei Anlage der Städte war der Schutz gegen Angriffe von auen stets der nchste Zweck; sie wurden daher mit starken, turmgekrnten Ringmauern, mit Wall und Graben umschlossen. Die Straen waren oft krumm und wegen ihrer Enge dster und schmutzig; die Huser bestanden aus mehreren bereinander gegen die Gasse vorragenden Stockwerken. Im Gegensatz zu der Schlichtheit der Wohnhuser stand nicht selten die Groartigkeit der ffentlichen Gebude: der Rathuser, Kaufhallen, Stadtthore, vor allem der Kirchen. Indes brachte der zunehmende Wohlstand auch den Bau der Privathuser zu hherer Entwicklung; man begann nach und nach sie aus Stein auszufhren und immer reichlicher, geschmack- und kunstvoller einzurichten und auszuschmcken. Auch die Straen wurden allmhlich breiter angelegt und gepflastert.
Die Blte der Städte beruhte vor allem aus ihrer Gewerbthtig-keit und ihrem Handel.
3. Stellung der Frauen. Die rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Frauen hatte sich immer hher erhoben. Aus der urgermanischen Frauen-Verehrung hatte sich der innige und zarte Frauendienst herausgebildet. Es war Forderung der Zeit an jeden Ritter, einer Frau zu dienen.
Erziehung Unterricht Beschftigung. Die Mdchen der vornehmen Klassen pflegten unter der Zucht einer Lehrmeisterin, eines Priesters oder in Klosterschulen sich die Kunst des Lesens und Schreibens "anzueignen. Auch die Kunst des Gesanges und die Fertigkeit, ein Instrument (Harfe, Fiedel) spielen zu knnen, gehrte zu den Erfordernissen einer guten Erziehung. Daneben fehlte auch nicht die Unterweisung in der Anstandslehre, die sich in der hfischen Zeit zu einem frmlichen Gesetzbuch ausgebildet hatte und sich auf das Leben in und auer dem Haufe, ja sogar auf jede Bewegung erstreckte.
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